Charterflug in die Vergangenheit
50 Jahre Besuchsprogramm des Berliner Senats für NS–Verfolgte
13.10.2019 – 08.12.2019
Charterflug in die Vergangenheit
Am 10. Juni 1969 beschloss der Berliner Senat, „in der nationalsozialistischen Zeit verfolgte und aus der Stadt emigrierte Mitbürger zu Berlin-Besuchen einzuladen“. Er wollte damit „auf sinnvolle Weise den Grundgedanken der Wiedergutmachungsgesetzgebung fortführen“, doch sollte auch der Neuaufbau im Westteil der geteilten Stadt stolz präsentiert werden. Im Lauf der Jahrzehnte folgten etwa 35.000 – zumeist wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgte – Menschen der Einladung nach Berlin.
Mit dazu zählen Begleitpersonen, denn jeweils eine wird mit eingeladen. Auch in anderen deutschen Städten gab und gibt es entsprechende Programme, jedoch in kleinerem Umfang. Die Ausstellung zeigt verschiedene Facetten des Programms im Wandel der Zeit, das bis heute für Einzelpersonen fortgeführt wird. Im Mittelpunkt stehen die Biografien derjenigen, die sich einst trotz aller Vorbehalte und aus allen Erdteilen auf den Weg nach Berlin gemacht haben.
Aus Anlass des 50-jährigen Jubiläums zeigt eine 2019 von der Senatskanzlei Berlin und der Gedenkstätte Deutscher Widerstand erarbeitete Sonderausstellung verschiedene Facetten des Besuchsprogramms im Wandel der Zeit.
Charterflug in die Vergangenheit
“Unmittelbar nach ihrer Machtübernahme am 30. Januar 1933 begannen die Nationalsozialisten mit der Verfolgung politisch Andersdenkender und der deutschen Jüdinnen und Juden. Viele ergriffen die Flucht. Insgesamt flohen zwischen 1933 und dem Kriegsende 1945 etwa 360.000 Deutsche vor dem NS-Terror aus ihrer Heimat, darunter knapp 300.000 Verfolgte jüdischer Herkunft. Mehr als 80.000 von ihnen kamen aus Berlin.
Die meisten Staaten schotteten sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen ab. Wem dennoch die Flucht gelang, dem drohten Verarmung durch hohe Abgaben an den deutschen Staat und geringe berufliche Chancen in den Exilländern. Nach dem judenfeindlichen Terror im November 1938 kamen Verfolgte nur noch mittellos außer Landes. Nach Kriegsbeginn war die Ausreise kaum mehr möglich. Im Oktober 1941 — mit Beginn der Massendeportationen — wurde der
jüdischen Bevölkerung die Auswanderung aus Deutschland verboten. Fast alle Überlebenden der Shoah wollten Europa nach Kriegsende schnellstmöglich verlassen.” weiterlesen….
Hans Stahl (1992-1993)
nach einem Besuch auf Einladung des West-Berliner Senats 1979.
Als sie zurückkamen aus dem Exil,
drückte man ihnen eine Rose in die Hand.
Die Motoren schwiegen.
Versöhnung fand statt
auf dem Flugplatz in Tegel.
Die Nachgeborenen begrüßten
die Überlebenden.
Schuldlose entschuldigen sich für
die Schuld ihrer Väter.
Als die Rose verwelkt war,
flogen sie zurück in das Exil ihrer
zweiten, dritten oder vierten Heimat.
Man sprach wieder Englisch.
Getränke verwandelten sich wieder in drinks.
Als sie sich der Küste von
Long Island näherten,
sahen sie die Schwäne auf der Havel
an sich vorbeiziehen, und sie weinten.
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