Heinz Koppel

Ein Künstler zwischen Berlin und Wales

30.08.2009 – 15.01.2010
kuratiert von Dr. Hermann Simon & Dr. Chana Schütz

Dr. Chana Schütz / Dr. Hermann Simon

Heinz Koppel

Heinz Koppel, geboren 1919 in Berlin, gehört zu einer Gruppe von Künstlern, die als Jugendliche aus Deutschland vertrieben wurden und deren vom Expressionismus und Surrealismus der 1920er Jahre geprägten Bilder die Kunstszene in England wesentlich beeinflusst und geprägt haben.

Im Gegensatz zu bereits etablierten Künstlern wie Ludwig Meidner, Kurt Schwitters oder Oskar Kokoschka – nach 1933 im englischen Exil – war Heinz Koppel jedoch kein Künstler im Exil. Er war eher ein Kunststudent im Exil, der seine Ausbildung an den verschiedenen Zufluchtsorten erhielt, den die Familie im (noch) freien Europa gefunden hatte.

Bereits 1933, Heinz war 14 Jahre alt, zog die Familie von Berlin nach Prag und gelangte später nach England. Allein die Mutter, Paula Koppel, blieb in Prag zurück. 1942 wurde sie im Vernichtungslager Treblinka ermordet, lebenslanges Trauma für den Künstler und spürbar in allen seinen Werken. War seine Kunst in den Anfängen ganz dem „kontinentalen“ Expressionismus verpflichtet, so zeigt sie nach 2. Weltkrieg eine Wendung zum Surrealen hin.

Christine Fischer-Defoy

Gute Geschäfte

Viele Berliner Kunsthändler wurden Opfer der antisemitischen Verfolgung. Sie mussten ihr Geschäft aufgeben, und nicht allen gelang es, rechtzeitig zu emigrieren. Andere waren als Profiteure bei der Liquidation der Geschäfte ihrer verfemten Kollegen oder als Hehler beschlagnahmter und geraubter Kunst aktiv beteiligt. Hinzu kam ab 1937 der Handel mit den in deutschen Museen als »entartet« beschlagnahmten Werken der Moderne. Der freihändige Verkauf gegen Devisen ins Ausland verlief hauptsächlich über vier Kunsthändler. Drei von ihnen waren in Berlin tätig.

Zwischen 1933 und 1945 fand auf dem Berliner Kunstmarkt ein Verdrängungsprozess statt: während zahlreiche Kunsthandlungen schließen mussten, wuchs die Bedeutung von Auktionshäusern, die private Kunstsammlungen oder ganze Wohnungseinrichtungen von meist jüdischen Berlinern versteigerten. Bis zuletzt profitierte der Berliner Kunsthandel darüber hinaus vom Handel mit Beutekunst aus den im Krieg eroberten Gebieten.

»Gute Geschäfte«.
Kunsthandel in Berlin 1933-1945

Auch die Debatte um die Restitution verfolgungsbedingt entzogener Kunstwerke steht noch immer am Anfang. Erst seit einigen Jahren werden die Bestände der großen Berliner Museen und Sammlungen nach »Raubkunst« durchleuchtet. Nur wenige Bilder wurden seither den Nachfahren ihrer früheren Besitzer zurück gegeben. Den Blick der Öffentlichkeit auch hierauf zu lenken, ist ein Anliegen dieser Ausstellung, die von einer Arbeitsgruppe des Aktiven Museums e.V. erarbeitet wurde, das seit vielen Jahren vernachlässigte Aspekte der Geschichte Berlins im Nationalsozialismus erforscht.

Gute Geschäfte Begleitprogramm

„Kunsthandel im Tiergartenviertel. Stationen zwischen Potsdamer Platz zum Lützowufer“

Im frühen 20. Jahrhundert war das Tiergartenviertel das Zentrum des Berliner Kunsthandels. Hier drängten sich circa 200 Kunst-, Antiquitäten- und Asiaticahandlungen. Wir beginnen unseren Rundgang in der Bellevuestraße, die ein Zeitgenosse so beschrieb: „Diese alte Straße, früher eine der vornehmsten und ruhigsten Wohngegenden der Stadt, hat sich allmählich in eine wichtige Geschäftsstraße verwandelt, und zwar haben sich hier die Kunsthändler niedergelassen und bieten ihre erlesenen Kostbarkeiten in schön gepflegten Läden an, die alle Schaufenster haben.“

Auf dem Weg zum Lützowplatz halten wir an ausgewählten Stationen. Wir suchen verschwundene Orte und versteckte Höfe auf; wir bewegen uns durch Straßen, die auch heute noch den Charme des alten Berlins erkennen lassen. Der Rundgang führt durch ein Viertel, das heute wieder als Geheimtipp in der Berliner Galerienszene gehandelt wird.

Die Fotografin und Galeristin Marianne Feilchenfeldt Breslauer (1909 Berlin – 2001 Zürich) begann ihre Ausbildung am Lettehaus in Berlin und ging 1929 nach Paris. Ab 1933 reiste sie mit ihrem späteren Mann, dem emigrierten Berliner Kunsthändler Walter Feilchenfeldt durch Europa. Seit 1936 lebten sie in Amsterdam. Marianne Feilchenfeldt Breslauer gab die Fotografie auf und stieg in den Kunsthandel ein. 1948 eröffneten beide eine Kunsthandlung in der Schweiz, deren Leitung sie nach dem Tode ihres Mannes 1953 übernahm. Ihre Erinnerungen erschienen posthum 2009.

Es liest Maren Eggert, Schauspielerin am Deutschen Theater. Moderation: Christine Fischer-Defoy

Diese Veranstaltung findet statt in Kooperation mit der Kunststiftung Poll.

Der Kunsthandel war im Dritten Reich staatlich gelenkt, seine Vermittlertätigkeit zwischen Künstlern und Sammlern nicht mehr dem Markt, sondern Vorgaben des nationalsozialistischen Regimes unterworfen. Wie haben Galerien und Auktionshandel ihre vormals unabhängige Position wiedergewonnen? Seit wann gibt es Ansätze zu einer Provenienzforschung, wie lange setzte man auf das stillschweigende Einverständnis jener Sammler, die auch Kunstwerke mit zweifelhafter Herkunft kauften? Diese und andere Fragen werden Galeristen, Kunsthändler, Auktionatoren und Museumskuratoren diskutieren.

Gesprächsleitung: Jochen Stöckmann

Diese Veranstaltung findet statt in Kooperation mit der Kunststiftung Poll.

Der 1938 aus Berlin emigrierte Erwin Leiser gilt als Pionier der Beschäftigung mit dem Thema Nationalsozialismus und Kunst, lange bevor es in das öffentliche Bewusstsein rückte.

Die Dokumentation Hitlers Sonderauftrag Linz befasst sich mit Hitlers Traum, seiner »Heimatstadt« mehr Bedeutung zu verleihen, wobei die Bereiche Kunst und Kultur zentrale Positionen einnahmen. Die Nazis kauften und raubten ab 1938/39 in Deutschland und in den besetzten Gebieten zahlreiche Kunstwerke, u.a. für ein in Linz geplantes »Führermuseum«. Besonderen Raum gibt Leiser in seiner Dokumentation den Auseinandersetzungen um die nach 1945 einsetzende Rückgabe verfolgungsbedingt entzogener Kunstgegenstände.

In dem Film 1937 – Kunst und Macht nimmt Leiser die Rekonstruktion der Ausstellung »Entartete Kunst« von 1937 zum Anlass für eine Reise in die Vergangenheit. Dabei geht es um die Verfemung der künstlerischen Moderne als »entartete Kunst«. Leiser zeigt Filmaufnahmen der gleichnamigen Ausstellung 1937 in München, befragt Zeitzeugen und Historiker und begibt sich auf die Suche nach verschollenen Kunstwerken.

Beide Filme sind heute selbst historische Dokumente, da in ihnen zahlreiche inzwischen verstorbene Zeitzeugen zu Wort kommen.

Good to know.

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In Kooperation mit

Jüdisch. Berlinerisch. Mittendrin. Museum. Authentischer Ort. Alt-Neu.

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