Mittenmang & Tolerant 150 Jahre Neue Synagoge Berlin
- 06.09.2016 - 15.04.2018
kuratiert von Diana Schulle,
Idee Dr. Hermann Simon
Diana Schulle
Mittenmang & Tolerant
Die Neue Synagoge in der Oranienburger Strasse –
ein einzigartiges Zeugnis und Symbol deutschen Judentums
1866 eingeweiht, war die Neue Synagoge das größte jüdische Gotteshaus Deutschlands und ein Zeugnis für das Bestreben, deutsche und jüdische Identität zu verbinden. Bewusst wählte die Jüdische Gemeinde die Lage in der Mitte Berlins und gleichzeitig in einem traditionellen jüdischen Wohngebiet. Der prächtige Bau reflektierte ihr Selbstverständnis: nicht nur geografisch mittendrin – auf Berlinerisch „mittenmang“ – sondern Teil der deutschen Gesellschaft zu sein.
Deutsches Judentum wurde zunehmend zu einem Synonym für Liberalität und Toleranz, auch im gesellschaftlich-politischen Sinne. Die Mehrheit der Berliner Juden im 19. Jahrhundert führte ein bürgerliches Leben, das von der Religion nur noch teilweise geprägt war.
Diana Schulle
Mittenmang & Tolerant
Die Neue Synagoge ist ein Beispiel für die Reformierung des Gottesdienstes, in den die deutsche Sprache, Orgel und ein gemischter Chor Einzug fanden.
Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Neue Synagoge geschändet; 1940 fand der letzte Gottesdienst statt. 1943 durch Bomben zerstört, wurde der Synagogenhauptraum 1958 gesprengt. Die Vorderfront blieb als Mahnmal erhalten und wurde, mit anderen historischen Bauteilen, seit 1988 durch die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum wieder aufgebaut.
„Tuet auf die Pforten …“, fordert die hebräische Inschrift über den Portalen. Am 150. Jahrestag der Einweihung der Neuen Synagoge werden alle Portale zur ehemaligen Synagoge weit offen stehen. Die Neue Synagoge ist „mittenmang & tolerant“. Das Centrum Judaicum öffnete 1995 als Museum, kulturelles Zentrum, Forschungsstätte und Archiv. Allein sein Museum hatte bisher 3,1 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland.
Eine Zierde der Stadt
Um den Anforderungen der schnell wachsenden Jüdischen Gemeinde Berlins gerecht zu werden, baut Eduard Knoblauch 1856 die „Große Synagoge“ in der Heidereutergasse 1856 um. Bald stellt sich jedoch heraus, dass die Plätze noch immer nicht reichen. Erneut wird Knoblauch beauftragt, diesmal mit dem Bau einer „Neuen Synagoge“ in der nahe gelegenen Oranienburger Straße. Sie soll den „veränderten Verhältnissen, der Größe, der Bedeutung und dem Reichtum der Jüdischen Gemeinde Berlins“ entsprechen. Am 17. Mai 1859 beginnen mit dem ersten Spatenstich die Arbeiten auf dem 1.770 m2 großen Baugelände.
Zwei Jahre später, Mitte Juli 1861, wird Richtfest gefeiert, 1863 ist der Rohbau beendet. Im März 1866 findet die erste Beleuchtungs-, Gesangs- und Redeprobe statt. Am 5. September 1866 wird die „Neue Synagoge“ feierlich eingeweiht. Das Gotteshaus erhebt sich in der Oranienburger Straße mit einer Front von 92 Fuß (28,87 m) und einer Tiefe von 308 Fuß (96,66 m). Die eigentliche Hauptsynagoge hatte eine Länge von 143 Fuß (44,88 m) und eine Breite von 126 Fuß (39,54 m).
Neu ist auch ein reformierter Ritus: Neben verschiedenen Änderungen im Gebetstext wurde dieser auch zu Gunsten der Einführung deutscher Gebete gekürzt. Erbitterten Streit gibt es um die Einführung einer Orgel. Die meisten Besucher sind durch den „maurischen“ Baustil und die orientalisch anmutende Ausstattung beeindruckt. Antisemiten empfinden ihre Pracht als Provokation. Für zahlreiche Juden wird die „Neue Synagoge“ zu einer Stätte der Einkehr, der Andacht und des Gebetes, und sie bleibt dies 74 Jahre lang. Am 30. März 1940 findet der letzte Gottesdienst statt.
11.09.216
Tag der Offenen Portale von 10 bis 20 Uhr
Im September 2016 jährte es sich zum 150. Mal, dass die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße feierlich eingeweiht wurde. Dieses Jubiläum haben wir am 11. September mit einem Festtag würdig begangen, und zwar im Rahmen des Tages des Offenen Denkmals. „Tuet auf die Pforten“, fordert die hebräische Inschrift über den Portalen. Am 150. Jahrestag der Einweihung der Neuen Synagoge sind wir dem nachgekommen und haben alle Portale zur ehemaligen Synagoge weit geöffnet.
Programm
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Musikalischer Einklang
In Windeseile durch 150 Jahre (10-11 Uhr) |
Vor den Portalen -
Ausstellung: Mittenmang & Tolerant –
150 Jahre Neue Synagoge -
Open-Air Konzerte: Klänge der Neuen Synagoge – von Berlin bis London und zurück
Synagogal Ensemble Berlin
Chor und Jugendchor der Belsize Square Synagogue, London
Jugendchor der Synagoge Pestalozzistraße, Berlin
In Kooperation mit dem Louis Lewandowski Festival -
Lesungen: Was mittenmang in Berlin für Juden hieß und heißt
Konzerte und Lesungen von 11-12 Uhr und 14-19 Uhr im
Wechsel -
2Musikalischer Workshop
(Filmaufnahmen, 1987) -
Musikalischer Workshop
Eine Zeitreise zu Komponisten und
Kantoren um die Neue Synagoge (12.15 Uhr) -
Filmvorführungen (Deutsch mit engl. Untertiteln)
Im Himmel, unter der Erde (10.30 Uhr)
Oma & Bella (13 Uhr)
Rabbi Wolff (17 Uhr) -
Führungen durch die Dauerausstellung
Deutsch: 11, 13, 15, 16 Uhr
Englisch: 12, 14 Uhr
Kinderführungen: 11.30 Uhr und 14.30 Uhr (Deutsch) -
Fragen an die Rabbinerin (16 Uhr)
Speziell für Kinder: 15.30 Uhr - Kulinarische Leckerbissen
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And The Beat Goes On
Musikalischer Ausklang mit zeitgenössischer synagogaler
Musik (19 Uhr) | Vor den Portalen
Gefördert durch
Impressum
mittenmang & tolerant
150 Jahre Neue Synagoge in der Oranienburger Straße
Eine Ausstellung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
Idee und Gesamtleitung:
Hermann Simon
Konzept und Texte:
Diana Schulle
Textredaktion:
Chana Schütz
Bildredaktion:
Diana Schulle, Anna Fischer,
Mitarbeit (Recherche):
Sabine Hank, Stephan Kummer, Barbara Welker
Übersetzung (ins Englische):
Miranda Robbins
Graphische Gestaltung:
Tina Raccah
Technische Koordination:
Anna Fischer, Karl-Friedrich Vollprecht
Druck:
PPS Berlin, form art Berlin
Wir danken für finanzielle Unterstützung:
Ursula Lachnit-Fixson Stiftung
Eberhard Specht
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.
Robert Bosch Stiftung
Michael Bob, Berlin