Mittenmang & Tolerant 150 Jahre Neue Synagoge Berlin

kuratiert von Diana Schulle,
Idee Dr. Hermann Simon

Diana Schulle

Mittenmang & Tolerant

Die Neue Synagoge in der Oranienburger Strasse –
ein einzigartiges Zeugnis und Symbol deutschen Judentums

1866 eingeweiht, war die Neue Synagoge das größte jüdische Gotteshaus Deutschlands und ein Zeugnis für das Bestreben, deutsche und jüdische Identität zu verbinden. Bewusst wählte die Jüdische Gemeinde die Lage in der Mitte Berlins und gleichzeitig in einem traditionellen jüdischen Wohngebiet. Der prächtige Bau reflektierte ihr Selbstverständnis: nicht nur geografisch mittendrin – auf  Berlinerisch „mittenmang“ – sondern Teil der deutschen Gesellschaft zu sein.

Deutsches Judentum wurde zunehmend zu einem Synonym für Liberalität und Toleranz, auch im gesellschaftlich-politischen Sinne. Die Mehrheit der Berliner Juden im 19. Jahrhundert führte ein bürgerliches Leben, das von der Religion nur noch teilweise geprägt war.

Diana Schulle

Mittenmang & Tolerant

Die Neue Synagoge ist ein Beispiel für die Reformierung des Gottesdienstes, in den die deutsche Sprache, Orgel und ein gemischter Chor Einzug fanden.

Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Neue Synagoge geschändet; 1940 fand der letzte Gottesdienst statt. 1943 durch Bomben zerstört, wurde der Synagogenhauptraum 1958 gesprengt. Die Vorderfront blieb als Mahnmal erhalten und wurde, mit anderen historischen Bauteilen, seit 1988 durch die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum wieder aufgebaut.

„Tuet auf die Pforten …“, fordert die hebräische Inschrift über den Portalen. Am 150. Jahrestag der Einweihung der Neuen Synagoge werden alle Portale zur ehemaligen Synagoge weit offen stehen. Die Neue Synagoge ist „mittenmang & tolerant“. Das Centrum Judaicum öffnete 1995 als Museum, kulturelles Zentrum, Forschungsstätte und Archiv. Allein sein Museum hatte bisher 3,1 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland.

Eine Zierde der Stadt

Um den Anforderungen der schnell wachsenden Jüdischen Gemeinde Berlins gerecht zu werden, baut Eduard Knoblauch 1856 die „Große Synagoge“ in der Heidereutergasse 1856 um. Bald stellt sich jedoch heraus, dass die Plätze noch immer nicht reichen. Erneut wird Knoblauch beauftragt, diesmal mit dem Bau einer „Neuen Synagoge“ in der nahe gelegenen Oranienburger Straße. Sie soll den „veränderten Verhältnissen, der Größe, der Bedeutung und dem Reichtum der Jüdischen Gemeinde Berlins“ entsprechen. Am 17. Mai 1859 beginnen mit dem ersten Spatenstich die Arbeiten auf dem 1.770 m2 großen Baugelände.

Zwei Jahre später, Mitte Juli 1861, wird Richtfest gefeiert, 1863 ist der Rohbau beendet. Im März 1866 findet die erste Beleuchtungs-, Gesangs- und Redeprobe statt. Am 5. September 1866 wird die „Neue Synagoge“ feierlich eingeweiht. Das Gotteshaus erhebt sich in der Oranienburger Straße mit einer Front von 92 Fuß (28,87 m) und einer Tiefe von 308 Fuß (96,66 m). Die eigentliche Hauptsynagoge hatte eine Länge von 143 Fuß (44,88 m) und eine Breite von 126 Fuß (39,54 m).
Neu ist auch ein reformierter Ritus: Neben verschiedenen Änderungen im Gebetstext wurde dieser auch zu Gunsten der Einführung deutscher Gebete gekürzt. Erbitterten Streit gibt es um die Einführung einer Orgel. Die meisten Besucher sind durch den „maurischen“ Baustil und die orientalisch anmutende Ausstattung beeindruckt. Antisemiten empfinden ihre Pracht als Provokation. Für zahlreiche Juden wird die „Neue Synagoge“ zu einer Stätte der Einkehr, der Andacht und des Gebetes, und sie bleibt dies 74 Jahre lang. Am 30. März 1940 findet der letzte Gottesdienst statt.

11.09.216

Tag der Offenen Portale von 10 bis 20 Uhr

Im September 2016 jährte es sich zum 150. Mal, dass die Neue Synagoge in der Oranienburger Straße feierlich eingeweiht wurde. Dieses Jubiläum haben wir am 11. September mit einem Festtag würdig begangen, und zwar im Rahmen des Tages des Offenen Denkmals. „Tuet auf die Pforten“, fordert die hebräische Inschrift über den Portalen. Am 150. Jahrestag der Einweihung der Neuen Synagoge sind wir dem nachgekommen und haben alle Portale zur ehemaligen Synagoge weit geöffnet.

Programm

Zwei Menschen mit weißen Oberteilen und schwarzen Hosen stehen vor einem Notenständer, der ein Notenbuch mit der Aufschrift "Abraham Geiger College". Rechts und links von ihnen sind zwei Menschen zu sehen, die nur halb im Bild sind. Vor dem Notenständer befindet sich ein Mikrophonständer mit Mikrophon. Im Hintergrund ist ein altes Backsteingemäuer zu sehen.
Der Synagogenchor singt gemeinsam ein Konzert auf einer Bühne. Dirigiert werden sie von Regina Yantian (unten rechts im Bild) und begleitet vom Kantor Isaac Sheffer (unten links im Bild).
Vier Kantoren stehen vor dem Haupteingang des historischen Teils der Neuen Synagoge und performen.
Der Synagogenchor, größtenteils in schwarz gekleidet, einige in weißen Hemden mit lila-blauen Krawatten, steht auf dem Hinterhof der Neuen Synagoge und posiert für ein Gruppenbild.
Im Eingangsbereich des historischen Teils der Neuen Synagoge steht eine Gruppe von Menschen im Kreis. Sie richten ihre Aufmerksamkeit auf den New Yorker Kantor Ralph Selig; von rechts nach links im Bild: Chana Schütz, die Direktorin des Centrum Judaicum Anja Siegemund, Michael Müller (damals regierender Bürgermeister von Berlin), der Rabbiner Yehuda Teichtal und Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Im Hintergrund sind durch die geöffneten historischen Portale grüne Baumkronen zu sehen.

Gefördert durch

Jüdisch. Berlinerisch. Mittendrin. Museum. Authentischer Ort. Alt-Neu.

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