»GuteGeschäfte«
Kunsthandel in Berlin 1933-1945
08.03.2005 – 06.05.2005
kuratiert von Christian Dirks und Dr. Hermann Simon
Christian Dirks, Hermann Simon
relativ jüdisch.
Mit der Ausstellung “relativ jüdisch. Albert Einstein – Jude, Zionist, Nonkonformist” erinnerte die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum an den Juden Albert Einstein. Durch Originaldokumente, Multimedia-Installationen, Reproduktionen und Fotos wurde an Einsteins Beziehungen zur Berliner Jüdischen Gemeinde, seinen Einsatz für die verfolgten osteuropäischen jüdischen Flüchtlinge und seine Einstellung zur zionistischen Idee erinnert.
Einstein verstand sich zeitlebens als Teil der jüdischen Schicksalsgemeinschaft. Er wuchs in einer assimi-lierten deutsch-jüdischen Familie auf und wurde sich früh seiner jüdischen Identität bewusst. Bis zu sei-nem Umzug nach Berlin im Jahr 1914 spielte diese allerdings eine eher untergeordnete Rolle. Erst durch die Konfrontation mit dem deutschen Antisemitismus begann Einstein, ein kritisches Verhältnis zu seinem Judentum zu entwickeln. Einsteins Nonkonformismus drückte sich u.a. in der Fürsprache für osteuropäi-sche Flüchtlinge aus. So wurde er zur prominenten Stimme für die Ostjuden, denen er sich verbunden fühlte.
Christian Dirks, Hermann Simon
relativ jüdisch.
Christian Dirks, Hermann Simon
relativ jüdisch.
Christian Dirks, Hermann Simon
relativ jüdisch.
Als Einstein über das Ausmaß der Massenverbrechen des NS-Regimes unterrichtet wurde, setzte er sich noch während des Zweiten Weltkriegs vehement für deren Dokumentation ein. Er war der Initiator eines „Schwarzbuchs“, in dem die Massenmorde an den sowjetischen Juden dokumentiert wurden. Über die Dimensionen des Völkermords war er so tief erschüttert, dass er nie wieder deutschen Boden betrat.
Albert Einstein wurde von Juden auf der ganzen Welt verehrt. Diese Verehrung fand z.B. ihren Ausdruck in der Pflanzung eines „Einstein-Waldes“ in der Nähe von Jerusalem anlässlich des 50. Geburtstages Ein-steins im Jahr 1929. Wenige Jahre nach der Gründung des Staates Israel wurde Einstein nach dem Tode Weizmanns die Präsidentschaft angetragen. Tief bewegt, lehnte er das Angebot ab. Er hielt sich für diese Position nicht geeignet. Einstein verfügte, dass sein gesamter schriftlicher Nachlass der Hebräischen Uni-versität vermacht wurde und unterstrich durch diesen Akt seine Verbundenheit mit dem jüdischen Staat.
Im Jahr 1930 hat Albert Einstein in der Neuen Synagoge ein Violinkonzert gegeben. Daran erinnernd, finden in den Sommermonaten 2005 Konzerte in der Neuen Synagoge statt. In Zusammenarbeit mit dem Verein „musica reanimata“ werden in „Gesprächskonzerten“ Werke von Künstlern aufgeführt, die mit Einstein gemeinsam musizierten oder auf andere Weise mit dem berühmten Physiker und begabten Gei-ger in Verbindung standen.
Christine Fischer-Defoy
Gute Geschäfte
Viele Berliner Kunsthändler wurden Opfer der antisemitischen Verfolgung. Sie mussten ihr Geschäft aufgeben, und nicht allen gelang es, rechtzeitig zu emigrieren. Andere waren als Profiteure bei der Liquidation der Geschäfte ihrer verfemten Kollegen oder als Hehler beschlagnahmter und geraubter Kunst aktiv beteiligt. Hinzu kam ab 1937 der Handel mit den in deutschen Museen als »entartet« beschlagnahmten Werken der Moderne. Der freihändige Verkauf gegen Devisen ins Ausland verlief hauptsächlich über vier Kunsthändler. Drei von ihnen waren in Berlin tätig.
Zwischen 1933 und 1945 fand auf dem Berliner Kunstmarkt ein Verdrängungsprozess statt: während zahlreiche Kunsthandlungen schließen mussten, wuchs die Bedeutung von Auktionshäusern, die private Kunstsammlungen oder ganze Wohnungseinrichtungen von meist jüdischen Berlinern versteigerten. Bis zuletzt profitierte der Berliner Kunsthandel darüber hinaus vom Handel mit Beutekunst aus den im Krieg eroberten Gebieten.