Gefragt, was für ihn die schönste Melodie sei, meinte der Berg- und Webernschüler Philip Herschkowitz, jüdisch-rumänisch-russisch-österreichischer – kurz: europäischer – Komponist und Musikwissenschaftler: „Die allerschönste Melodie ist der Seitensatz aus Schönbergs Kammersymphonie“. Fühlte Herschkowitz einen Ruf aus höheren Sphären? Können, wollen wir es ihm nachtun? Ein großes Musikwerk stellt – unabhängig vom Umfang oder Länge – eine Erscheinung dar, die geradezu kosmologisch umfassend sein kann. In ihm werden Entitäten, Cluster ausbalanciert und gegeneinander abgewogen, sie befruchten oder heben sich gegenseitig auf und setzen
Energie frei, die sich mal als Schöpfungsakt, mal als Gleichung, mal als Emotion zu erkennen gibt, deren Universalgesetze sich nicht nur im Verstand widerspiegeln: Sie entstehen auch als unteilbare Einheit im Herzen, ganz Gefühl und doch ohne Sentimentalität, und aus der Buchhaltung von Achteln, Vierteln, Taktschlägen und Pausen erwächst letzten Endes das Abenteuer der Liebe zur Musik, die noch viel Unbekanntes, Schönes und Unbekannt-Schönes zu bieten hat, das bereit steht, sich in den Reigen des Großen Ganzen einzufügen.
Programm
Gabriel Iranyi InnenZeit VI für Violoncello und Klavier
Philip Herschkowitz 4 Stücke für Violoncello und Klavier
George Enescu Sonate für Violoncello und Klavier in C-Dur, op. 26 Nr. 2
Pause
Philip Herschkowitz 3 Stücke für Violoncello und Klavier
Ludwig van Beethoven Sonate Nr. 3 für Violoncello und Klavier in A-Dur, op. 69
Constantin Siepermann erhielt seinen ersten Cellounterricht bei Frédérique Labbow. Zwei Jahre später wurde seine musikalische Ausbildung von Prof. Catalin Ilea übernommen, in dessen Klasse an der Universität der Künste Berlin er von 2014 bis 2019 als Jungstudent unterrichtet wurde. Der Absolvent des Bach-Gymnasiums war Stipendiat der Internationalen Musikakademie zur Förderung musikalisch Hochbegabter in Deutschland, der Kronberg-Akademie und des Richard-Wagner-Verbands. Nach dem Studium an der Hochschule für Musik Freiburg bei Prof. Jean-Guihen Queyras, wechselte er an die Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien, wo er von Prof. Reinhard Latzko unterrichtet wird. Wichtige musikalische Impulse verdankt er namhaften Interpreten wie David Geringas, Valentin Radutiu, Konstantin Heidrich oder Elisabeth Leonskaja.
Constantin erspielte sich 2016 beim Wettbewerb Jugend Musiziert den 1. Preis auf Bundesebene in der Kategorie „Violoncello solo“ sowie den WESPE-Sonderpreis des Deutschen Musikrats. Er ist Preisträger verschiedener nationaler und internationaler Wettbewerbe, u.a. des Wettbewerbs des Usedomer Musikfestivals, „Dussmann“ Berlin, „Stettiner Klassik-Sommer“ (Polen) und der „Napolinova Competition“ (Italien) sowie 2022 des internationalen Wettbewerbs „George Enescu“ (Rumänien). Im selben Jahr errang er als ‚absolute
winner‘ den Grand Prix des Internationalen Cello-Wettbewerbs „Gustav Mahler“ (Tschechien). Constantin Siepermann bestreitet jährlich zahlreiche Konzerte als Solist und Kammermusiker, u.a. als Gast namhafter Festivals wie Musica Mundi (Belgien), Amati-
Kammermusikabende Maastricht und International Holland Music Summer (Niederlande), Bayreuther Festspiele und Young Euro Classics, etc. 2017 debütierte er solistisch im Berliner Konzerthaus, 2018 dann auch in der Berliner Philharmonie. 2022 erfolgte sein Debut im Wiener Musikverein. 2023 liegen Konzertverpflichtungen vor in Wien, Berlin, Paris, Genf, Brüssel, Hong Kong und Macao, New York sowie in die diesjährige europäische Kulturhauptstadt Timisoara. Constantin spielt ein Cello von Riccardo Antoniazzi (Cremona 1890).
Makellose Berührungen und hervorragende Artikulation kennzeichnen Lizaveta Bormotovas Klavierspiel. Die respektvolle Haltung gegenüber dem musikalischen Text und die Integrität der Klangbilder machen die Interpretation der Pianistin einzigartig. Lizaveta wurde 1991 in Grodno (Belarus) in einer Musikerfamilie geboren. Sie studierte zunächst am Gnesin College (Moskau), anfangs mit R.A. Dieva und ab 2009 mit M.P. Truschetschkin. 2011 absolvierte sie das College mit Auszeichnung und studierte anschließend am Moskauer Staatskonservatorium P.I. Tschaikowsky Klavier bei Prof. M. S. Woskressenski und Kammermusik mit Prof. I.M. Kandinsky. Nach ihrem Abschluss dort 2016, führte ihr weiteres Studium sie an die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, wo sie mit Lilia Zilberstein, Stefan Mendel (Kammermusik) und Justus Zeyen arbeitet. Lizaveta gewann mehrere erste Preise, u.a. 2016 beim „Premio Roma“ (Italien) und dem Wiener Wettbewerb „Talente des 21. Jahrhunderts“ (Österreich), beim internationalen Wettbewerb „IMKA“ 2017 (Sarajevo, Bosnien und Herzegowina) sowie beim internationalen Wettbewerb „Barletta 2020 Piano Competition“ (Italien); sie ist Preisträgerin der „XXII Carl Filtsch International Piano Competition“ 2017 (Rumänien) und des Wettbewerbs „Classic Pure Vienna International Music Competition“ 2018 (Österreich).
Seit 2022 unterrichtet Lizaveta an der Friedrich Gulda School of Music in Wien als Klavierdozentin und ist Senior Artist der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in Klagenfurt. Lizaveta Bormotova war Gast zahlreicher Solo- und Orchesterkonzerte in Europa, den USA und in Brasilien; gegenwärtig arbeitet Lizaveta an der Aufnahme einer Solo-CD mit Werken Ludwig van Beethovens und führt eine rege kammermusikalische Aktivität.