Dokumente aus dem Archiv
der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum
zum 80. Jahrestag des Kriegsendes

Letzte Deportationen

von Barbara Welker 2025

Zu Beginn des Jahres 1945 zeichnete sich die Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg eindeutig ab. Mitte Januar 1945 begann die „Winteroffensive“ der Roten Armee, die bereits Anfang Februar die Oder erreichte.

In Berlin lebten Anfang Januar 1945 offiziell noch rund 5.500 Juden und Jüdinnen – die Mehrzahl von ihnen in sogenannten „Mischehen“. Andere hatten sich der Deportation entzogen, indem sie untertauchten – d.h. sie lebten versteckt und ohne Lebensmittelkarten. Die letzten Deportationstransporte aus Berlin im Zeitraum Januar bis März 1945 betrafen vor allem aufgegriffene „illegal“ lebende Jüdinnen und Juden. Im Archiv des Centrum Judaicum ist eine Reihe von Berichten Überlebender überliefert.

Am 5. Januar 1945 gab es einen letzten „Osttransport“ aus Berlin – wegen der nahenden Front wurden die Deportierten nicht mehr wie vorgesehen in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht, sondern in die näher liegenden Konzentrationslager Sachsenhausen und Ravensbrück (von dort auch in weitere Lager). Viele verstarben an den Strapazen der Transporte und der Haftbedingungen, an Unterernährung und Krankheiten.

Fanny Schott, geb. 1915, und ihre Schwester Sabine, geb. 1926, gehörten zu den zwölf Frauen, die nach Ravensbrück deportiert wurden. Kurz nach Kriegsende berichtet Fanny, dass sie und ihre Schwester von dort nach Bergen-Belsen gebracht wurden, wo sie an Fleckfieber erkrankten. Die erst 18-jährige Sabine Schott verstarb kurz nach der Befreiung des Lagers im April 1945 in Bergen-Belsen.

Ebenfalls am 5. Januar, außerdem am 2. Februar und am 27. März 1945 fanden Transporte von Berlin in das sogenannte Ghetto Theresienstadt statt. Die geplante Vernichtung der hier noch lebenden Juden wurde nur durch den Kriegsverlauf verhindert.

Zu dieser Gruppe gehörte Hulda Gaertke geb. Dornblatt, geb. 1895 in Berlin. Sie war seit 1920 mit dem Kaufmann Karl Gaertke verheiratet, das Ehepaar hatte zwei Kinder. Nachdem ihr Mann Anfang 1944 bei einem Luftangriff ums Leben gekommen war, verlor sie ihren Schutz durch einen nichtjüdischen Ehepartner. Hulda Gaertke traf am 3. Februar 1945 in Theresienstadt ein und konnte erst im Sommer 1945 nach Berlin zurückkehren. Im Dezember 1945 stellte sie einen Antrag auf Anerkennung als „Opfer des Faschismus“, im Januar 1946 füllte sie einen Fragebogen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin aus. Hulda Gaertke verließ Deutschland und starb verstarb 98-jährig 1994 in den

Hulda Gaertke

Zu dieser Gruppe gehörte Hulda Gaertke geb. Dornblatt, geb. 1895 in Berlin. Sie war seit 1920 mit dem Kaufmann Karl Gaertke verheiratet, das Ehepaar hatte zwei Kinder. Nachdem ihr Mann Anfang 1944 bei einem Luftangriff ums Leben gekommen war, verlor sie ihren Schutz durch einen nichtjüdischen Ehepartner. Hulda Gaertke traf am 3. Februar 1945 in Theresienstadt ein und konnte erst im Sommer 1945 nach Berlin zurückkehren. Im Dezember 1945 stellte sie einen Antrag auf Anerkennung als „Opfer des Faschismus“, im Januar 1946 füllte sie einen Fragebogen der Jüdischen Gemeinde zu Berlin aus. Hulda Gaertke verließ Deutschland und starb verstarb 98-jährig 1994 in den USA.

CJA, 4.1, Nr. 477 OdF-Akte Hulda Gaertke (Auszug)

Ernst Rychwalski und Helene Rychwalski

Ernst Rychwalski, geb. 1895, und seine Ehefrau Helene geb. Frank, geb. 1905, wohnten bis Anfang 1940 in Stettin, dann zogen beide unerlaubt nach Berlin, wo sie eine Zeitlang ohne Anmeldung unerkannt leben konnten. Ende 1942 tauchten sie unter, um sich der drohenden Deportation zu entziehen. Im Februar 1945 wurden sie verhaftet – da zu dieser Zeit keine „Osttransporte“ mehr stattfanden, wurden sie Ende März nach Theresienstadt verschleppt. Im Juli 1945 kehrten beide nach Berlin zurück, im Januar 1946 wurden sie als „Opfer des Faschismus“ anerkannt. Bald darauf wanderte das Ehepaar in die USA aus, wo es später unter dem Namen Richards im Staat New York lebte.

CJA, 4.1, Nr.2014 OdF-Akte Ernst Rychwalski (Auszug)

CJA, 4.1, Nr. 477 OdF-Akte Hulda Gaertke (Auszug)

 

Anm.: Statistische Angaben laut Bruno Blau, Die Entwicklung der Jüdischen Gemeinde Berlin, in: Der Weg, Nr. 5 vom 29. März 1946, [S. 3].

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