»Alles brannte!«

Projektleitung
Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und
Ostpreußische Landesmuseum Lüneburg

Alles brannte!

Provinz Ostpreußen

Zentrum des jüdischen Lebens war die Hauptstadt Königsberg, in der sich bis zum Ersten Weltkrieg der Liberalismus als politische Bewegung behauptete – länger als in anderen Teilen des Deutschen Reiches. Nach 1919 agitierten völkische Gruppen auch in Ostpreußen. Ihre Propaganda wirkte bei manchen Einwohnern, die nach der Abtrennung der Provinz vom übrigen Reichsgebiet in wirtschaftliche Not geraten waren. Anders als in Hannover setzte eine starke Radikalisierung erst 1928 ein, als die NSDAP Erich Koch als Gauleiter nach Ostpreußen sandte.

Die SA überzog die Provinz fortan mit Terror, der nach 1933 Teil der Regierungspolitik wurde. Auch die ostpreußischen Juden wurden im November 1938 Opfer brutaler Ausschreitungen. Sie teilten in den folgenden Jahren das Schicksal der deutschen und europäischen Juden. Ab 1945 stand Ostpreußen unter polnischer und sowjetischer »Verwaltung«.

Alles brannte!

Provinz Hannover

Im niedersächsischen Raum bestanden zahlreiche traditionsreiche jüdische Landgemeinden, so zum Beispiel in Ostfriesland. Anziehungspunkt jüdischen Lebens wurde jedoch die Provinzhauptstadt Hannover, die um 1930 zu den zehn größten jüdischen Gemeinden Deutschlands zählte. Bereits seit Ende der 1920er Jahre verübten Nationalsozialisten antijüdische Anschläge. 1933, nach ihrer Machtübernahme im Deutschen Reich, begann die systematische Verfolgung von Juden.

Zum Scheitelpunkt der antijüdischen Politik wurde der Terror im November 1938. Ab 1941 begannen die systematischen Verschleppungen in den Tod. Eine öffentliche Gedenkkultur, die an die Opfer erinnert und sich mit den Verbrechen der Nationalsozialisten auseinandersetzt,  entwickelte sich in Niedersachsen, wie auch anderswo, erst in den 1980er Jahren.

>>Alles brannte!<<

Die komplett zweisprachige Ausstellung (deutsch-russisch) will einen Beitrag zur grenzüberschreitenden Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit in Deutschland, Polen, der Russischen Föderation und Litauen leisten und ist parallel im russischen Königsberger Gebiet zu sehen. Die Ausstellung »Alles brannte!« ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und des Ostpreußischen Landesmuseums Lüneburg in Zusammenarbeit
mit dem Nordost-Institut/IKGN e. V. (Lüneburg) und mit Unterstützung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, dem Deutsch-Russischen Haus, der Jüdischen Gemeinde und dem Deutschen Generalkonsulat Kaliningrad sowie der Stadtgemeinschaft Königsberg.

Begleitband

Die Ausstellung »Alles brannte!« vergleicht erstmals die jüdische Geschichte in zwei deutschen Regionen, den früheren preußischen Provinzen Hannover und Ostpreußen. Anlass ist der 75. Jahrestag des antijüdischen Terrors im November 1938. Diese Ausschreitungen beendeten für Juden jede Hoffnung auf eine weitere Existenz in ihrer Heimat. Die Ausstellung will einen Beitrag zur grenzüberschreitenden Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit in Deutschland, Polen, der Russischen Föderation und Litauen leisten.

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog (296 Seiten) mit zahlreichen, bislang meist unbekannten Fotografien und vielen Zeitdokumenten in deutscher und russischer Sprache erschienen.

Erhältlich im Ort der Information
(Denkmal für die ermordeten Juden Europas)

In Kooperation mit