Aus Kindern wurden Briefe

Die Rettung jüdischer Kinder aus Nazi - Deutschland

10.04.2011 – 31.07.2011

Idee Gudrun Maierhof
Projektleitung Gudrun Maierhof, Chana Schütz, Hermann Simon

Aus Kindern wurden Briefe

„Aus Kindern werden Briefe“ – dies war eine gängige Redewendung unter deutschen Juden im nationalsozialistischen Deutschland, und leider wurde dieser Satz je länger desto mehr zur brutalen Realität für viele Eltern. Jüdische Kinder, die nicht-jüdische Schulen besuchten, hatten ab 1933 besonders unter dem  Antisemitismus zu leiden. Sie wurden von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern verhöhnt und verlacht und von manchen Lehrerinnen und Lehrern vor den Augen der Klasse diskriminiert. Nicht wenige mussten im Rassekundeunterricht als Beispiel für die „untere, niedere Rasse“ herhalten. Jüdische Jugendliche, die eine Lehrstelle suchten, hatten kaum Aussichten auf einen Ausbildungsplatz. Die Situation für jüdische Kinder und Jugendliche verschlechterte sich mit jedem Tag des nationalsozialistischen Terrorregimes. Die jüdischen Organisationen mussten auf diese besondere Situation für Kinder und Jugendliche reagieren.

Über diese sogenannten Kindertransporte, im Zuge deren tausende Kinder aus Deutschland gerettet werden konnten, ist in den letzten Jahren viel geschrieben worden. Viele Kinder, die überlebten, haben sich zu Wort gemeldet. Über die Organisation der Transporte und die MitarbeiterInnen der Reichsvertretung, die die Kinderauswanderung organisierten und mit den ausländischen Komitees verhandelten, ist dagegen bisher wenig bekannt. Die MitarbeiterInnen brachten die Kinder bis zu den Zielländern, kehrten aber in den meisten Fällen zurück, um die Rettungsarbeit nicht zu gefährden. Wir möchten vor allem über die Kinder berichten, die mit Unterstützung der Abteilung Kinderauswanderung in die USA kamen. Die Abteilung Kinderauswanderung ermöglichte insgesamt mehr als 7.200 Kindern in den Jahren 1934 bis zum Verbot der Auswanderung 1941 die Flucht aus Deutschland.

Aus Kindern wurden Briefe

Jüdische Mädchen und Jungen hatten ab 1933 im nationalsozialistischen Deutschland besonders unter alltäglicher Diskriminierung und Verfolgung zu leiden. Sie spürten den Antisemitismus, die tägliche Ausgrenzung auf der Straße und in der Nachbarschaft. Zwischen 1933 und 1945 wurden mehr als 2.000 Gesetze und Verordnungen erlassen, die massive Auswirkungen auf das jüdische Leben in Deutschland und damit auch auf die Situation der Kinder hatten.

Im Herbst 1941 begannen die Deportationen. Lange vorher waren die in Deutschland lebenden Juden verfemt und ausgegrenzt. Im Juni 1933 gab es etwa 62.000 jüdische Kinder im schulpflichtigen Alter. In der Schule wurden sie von ihren Mitschülern verhöhnt und verlacht und von den Lehrern als „Schüler zweiter Klasse“ behandelt.

Aus Kindern wurden Briefe

Sie erhielten keine Begabtenstipendien mehr, durften nicht mehr am Schwimmunterricht teilnehmen und wurden von Feiern und Ausflügen der Schulen ausgeschlossen. Im November 1938 verbot die NS-Regierung allen jüdischen Schülerinnen und Schülern den Besuch nichtjüdischer Schulen. In der Nachbarschaft wurden sie von den nichtjüdischen Kindern gemieden, zum Teil beschimpft und verprügelt.

In den Erinnerungen von Überlebenden, die als Kinder und Jugendliche aus Deutschland flüchten mussten, gibt es zahlreiche Beispiele für alltäglichen Antisemitismus in der Schule und in ihrem unmittelbaren Lebensumfeld. Viele jüdische Kinder lebten isoliert und zogen sich mehr und mehr zurück. Sie wünschten nichts sehnlicher als Deutschland zu verlassen, wussten und merkten sie doch, dass sie in ihrer Heimat nicht mehr erwünscht waren.

Jugend-Alija/
Jüdische Jugendhilfe e.V.

Bereits 1932 hatte die Lehrerin, Schriftstellerin und Zionistin Recha Freier (geboren 1892 in Norden –gestorben 1984 in Jerusalem) die Jugend-Alija ins Leben gerufen. Das Wort Alija kommt aus dem Hebräischen, bedeutet Aufsteigen und war und ist noch heute eine Bezeichnung für die Auswanderung nach Palästina/ Israel. Ziel der Jugend-Alija war es, jüdische Jugendliche nach Palästina zu bringen und sie zum Aufbau des Landes auszubilden. Die Jüdische Jugendhilfe wurde am 30. Januar 1933 von Vertretern zionistischer Jugendorganisationen gegründet. Zusammen mit dem jüdischen Waisenhaus Ahawah und der Jüdischen Waisenhilfe (als Treuhänderin des Kinderdorfes Ben Schemen in Palästina) rief sie im Mai 1933 die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugend-Alija ins Leben, unter deren Dach die drei Organisationen nun arbeiteten. Aufgaben der Jüdischen Jugendhilfe waren die Vorbereitung und Auswahl jener Jugendlichen, die an der Jugend-Alija teilnahmen, während die Arbeitsgemeinschaft für die Finanzierung des Projekts verantwortlich war.

Jugend-Alija/
Jüdische Jugendhilfe e.V.

Die allererste Gruppe – quasi ein Pilotprojekt – reiste im Oktober 1932 von Berlin nach Ben Schemen in Palästina. Mit dem Beginn der nationalsozialistischen Unterdrückung wurde die Auswanderung immer dringender. Die erste Jugend-Alija-Gruppe verließ Berlin im Februar 1934. Recha Freier war zwischen 1933 und 1939 Vorsitzende der Jüdischen Jugendhilfe.
Zuletzt wurde die Jüdische Jugendhilfe von Alfred Selbiger (geb. 1914) geleitet, der 1942 von den Nazis ermordet wurde. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft war Eva Michaelis-Stern (1904-1992).  Die Jüdische Jugendhilfe arbeitete eng mit dem Palästina-Amt zusammen, das für die Ausgabe von Einreisezertifikaten und Visa zuständig war. Für die Betreuung der Jugendlichen in Palästina war das Jugend-Alija-Büro der Jewish Agency verantwortlich, die Interessensvertretung der in Palästina lebenden Juden bei der britischen Mandatsregierung. Dieses Büro befand sich in Jerusalem und wurde von Henrietta Szold geleitet. Die Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugend-Alija musste 1938 nach London umziehen. Das Büro der Jüdischen Jugendhilfe in der Meinekestraße blieb in Berlin und wurde am 31. März 1941 von der Gestapo geschlossen. Im Zeitraum zwischen 1932 und 1941 konnten ca. 4.500 Mädchen und Jungen Deutschland im Rahmen der Kinder- und Jugend-Alija verlassen.

Auch in der im Jahre 1933 von deutschen Juden etablierten Organisation Reichsvertretung der deutschen Juden wurde 1934 eine Abteilung gegründet, die sich explizit mit der Auswanderung von Kindern beschäftigte. Leiterin dieser Abteilung Kinderauswanderung war Käte Rosenheim (geb. 1892 in Berlin – gestorben 1980 in San Francisco). In den Jahren 1934 bis 1938 kamen die meisten Kinder in die USA. Nach dem Novemberpogrom im Jahre 1938 erklärte sich Großbritannien bereit, jüdische Kinder aufzunehmen.

Recha Freier und Käte Rosenheim hatten dasselbe Ziel, sie wollten Kinder und Jugendliche zur Auswanderung verhelfen, sie retten. Beide beschritten sehr unterschiedliche Wege: Während Käte Rosenheim auf legale Weise für die Kinderauswanderung arbeitete, zögerte Recha Freier nicht, weniger legale Mittel und sogar Tricks anzuwenden. Das Spannungsfeld von Rettungsmaßnahmen zwischen „Illegalität“ und „Legalität“, die Diskussionen in den jüdischen Organisationen und die damit verbundenen Konflikte sollen in der Ausstellung Rettung jüdischer Kinder aus Nazideutschland beschrieben werden.

Aus Kindern wurden Briefe
– Biografien –

geboren am 11. Juli 1925 in Berlin. Sie verließ Berlin mit der Kinder-Alija im März 1939 im Alter von 13 Jahren

Fanni Zimet wuchs mit ihren vier Geschwistern in der Alexandrinenstraße in der Nähe des Moritzplatzes auf. Der Vater Zwi Zimet war als Handelsreisender in der Textilbranche tätig, die Mutter Mindel war Hausfrau. Fanni besuchte ab 1937 die Jüdische Schule in der Großen Hamburger Straße. Nachdem Zwi Zimet als polnischer Jude 1938 nach Polen ausgewiesen wurde, versuchte die Mutter, ihre Kinder im Ausland unterzubringen. Zwei Kinder – Jechiel (geboren 1920) und Gulah (geboren 1923) – konnten Berlin mit der Jugend-Alija verlassen. Die zwei kleinen Schwestern von Fanni waren dafür zu jung.

Fanni wurde nach ihrer Hachschara in Rüdnitz für die Kinder-Alija akzeptiert und verließ Berlin am 27. März 1939. Sie kam in ein Internat nach Nord Talpiot bei Jerusalem. Leiter dieser Gruppe war der aus Breslau stammende Philosoph und Mathematiker Edgar Freund. Dort blieb sie zwei Jahre und kam dann im Rahmen der Jugend-Alija in den Kibbuz En Gev.

In Palästina nahm Fanni Zimet den Namen Zippora an. Im Juni 1945 heiratete sie Jithzrak Shomron (Erich Schmalinsky), den sie 1939 während ihrer Hachschara in Rüdnitz kennen gelernt hatte und der mit ihr ausgewandert war. Die Eheleute haben drei Töchter. Sie leben heute im Kibbuz Maagan Michael, den sie beide mitgegründet haben, in der Nähe von Haifa.

 Im Jahre 1938 war Fannis Mutter Mindel Zimet ihrem Mann mit den beiden kleinen Kindern – Minna  (geboren 1926) und Sabina (geboren 1933) – nach Polen gefolgt. Die Familie lebte zusammen bis der Vater Zvi Zimet deportiert wurde. Mindel und die beiden Töchter wurden im Juli 1944 erschossen. Der Vater überlebte verschiedene Konzentrationslager, kam 1947 nach Palästina und lebte bei seiner Tochter Fanni im Kibbuz.

geboren am 8. Mai 1924 in Berlin. Sie verließ Berlin mit einem Kindertransport Mitte Juli 1939 im Alter von 15 Jahren

Inges Vater Julius Rackwitz war Bankbeamter bei der Dresdner Bank, die Mutter Ella Hausfrau. Der Vater war darüber hinaus Chordirigent in der Synagoge in der Lindenstraße. Inge hat eine ältere Schwester namens Eva, die 1922 geboren wurde. Die Familie bemühte sich intensiv um die Ausreise, aber sie hatte nicht genügend Geld und auch keine Verwandten im Ausland, die möglicherweise für sie hätten bürgen können.

Ursprünglich wollte Inge nach Palästina. Sie besuchte daher das Vorbereitungslager Gut Winkel, doch 1939 gelang es den Eltern, ihre beiden Töchter in einem Kindertransport nach England unterzubringen. Inge verließ Mitte Juli 1939 Berlin. Ihre Reiseroute führte sie über Hoek van Holland nach Harwich und schließlich nach Sheffield, wo sie bei einer Pflegemutter Aufnahme fand. Ihre Schwester wurde in einer anderen Familie untergebracht.

Inge Rackwitz kehrte 1947 aus Überzeugung nach Berlin zurück, um zu zeigen, dass „es auch andere Deutsche gab und nicht alle Nazis waren“, wie sie heute sagt. Ihre Schwester blieb in England. Inge Rackwitz studierte, wurde promoviert und war Leiterin des Arbeiterliedarchivs. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt mit ihrem Mann in Berlin.

Inges Eltern wurden im Zuge der „Fabrik-Aktion“ im Februar 1943 verhaftet. Bei der „Fabrik-Aktion“ wurden jüdische Männer und Frauen direkt von ihren Arbeitsplätzen aus verhaftet und deportiert. Die Mutter wurde am 2. März 1943 nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet. Ihr Vater kam zunächst nach Theresienstadt und wurde von dort aus am 6. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

geboren am 5. Mai 1923 in Berlin. Er verließ Berlin mit der Jugend-Alija im November 1938 im Alter von 15 Jahren

Willi wuchs in Niederschönhausen auf. Die Familie – Willi hatte noch zwei Geschwister – wohnte in der Treskowstraße. Der Vater Leopold Jacob war Fleischer und arbeitete in einem Laden in der Oranienburger Straße gegenüber der Synagoge. 1923 musste der Laden schließen und der Vater wurde arbeitslos. Da er keine Arbeit mehr finden konnte, machte er sich selbstständig: Er kaufte eine Personenwaage, stand auf den Straßen Berlins und wog Passanten. Damit ernährte er sich und seine Familie. Die Mutter Charlotte war Hausfrau. Willi war Mitglied im Haschomer Hazair, einer zionistischen Jugendorganisation, die den Idealen der Pfadfinder sehr verbunden war. Durch die Jugendbewegung erfuhr er von der Jugend-Alija.

Nach seiner Hachschara in Rüdnitz konnte er Berlin, zwei Tage vor dem Novemberpogrom, am 7. November 1938 verlassen. Er kam in einen Kibbuz nach Gan-Schmuel. Dort änderte er seinen Namen in Seev. Einige Jahre später war er Mitbegründer des Kibbuz Kfar Masaryk. Seev Jacob arbeitete als Produktionsleiter in der Ziegelfabrik des Kibbuz, anschließend als administrativer Leiter einer Schule und zuletzt als Verkäufer. Er hat Kinder und lebt heute mit seiner zweiten Frau im Kibbuz Kfar Masaryk in der Nähe von Haifa.

Willis Bruder Heinz, geboren 1915, hatte Berlin ebenfalls mit der Jugend-Alija verlassen, die Schwester Gerda, geboren 1919 kam nach England. Nachdem alle Kinder im sicheren Ausland waren, wählten die Eltern von Willi Jacob am 21. Mai 1940 den Freitod. Sie wurden auf dem Friedhof Weißensee beerdigt.

geboren am 17. November 1923 in Glogau. Sie verließ Berlin mit der Jugend-Alija im März 1939 im Alter von 15 Jahren

1937 zog Ursulas Familie von Glogau nach Berlin über, da die Mutter eine Anstellung als Haushaltshilfe gefunden hatte. Ursula hatte noch zwei Geschwister, Peter und Marianne. Die Familie wohnte in Schöneberg in der Courbierestraße. Ihre Eltern Arno und Else Dobkowsky besaßen in Glogau ein Schuhgeschäft, das sie jedoch im Zuge der Weltwirtschaftskrise schließen mussten. Der Vater wurde dann Vertreter für eine Versicherungsfirma, verlor allerdings 1933 seine Arbeit. Im April 1938 beendete Ursula die Schule und von da an bemühten sich die Eltern um ihre Ausreise.

Zunächst wurde versucht, sie in den USA unterzubringen. Dieser Versuch scheiterte, obwohl sie bereits einen Platz in einer Pflegefamilie in Boston hatte. Im September 1938 meldete sich Ursula bei der Jugend-Alija an, doch leider wurde sie wegen Untergewicht abgelehnt. Schließlich kam sie im März 1939 mit Unterstützung von Recha Freier – ihre Mutter hatte mit Recha Freier zusammen die Schule besucht und die beiden Frauen waren befreundet – in ein Vorbereitungslager der Jugend-Alija nach Whittingehame in Schottland. Dort blieb sie bis November 1940. Erst im Sommer 1945 konnte sie mit ihrem Mann – sie war inzwischen verheiratet – nach Palästina auswandern. In Palästina nannte sie sich Ester. Sie machte eine Ausbildung zur Säuglingsschwester, studierte später Soziologie und Erziehungs-wissenschaften und arbeitete unter anderem als Touristenführerin. Ester Golan hat drei Kinder und lebt heute in Jerusalem.

Ursulas Eltern – Arno und Else Dobkowsky – hatten seit 1938 mit allen Mitteln versucht, Deutschland zu verlassen. Der ältere Bruder Peter, geboren 1921, konnte 1936 mit der Jugend-Alija nach Palästina gelangen. Die jüngste Schwester von Ursula   Marianne Renate ––  kam im Juli 1939 als 10jährige mit einem Kindertransport nach England. Die Eltern konnten sich nicht mehr in Sicherheit bringen. 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert. Der Vater starb 1943 in Theresienstadt, die Mutter wurde im Mai 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

geboren am 10. Juni 1923 in Berlin. Sie verließ Berlin mit einem Kindertransport im Oktober 1936 im Alter von 13 Jahren

Ruth verbrachte die ersten Jahre ihrer Kindheit in Baldenburg/Posen und wuchs mit ihrer jüngeren Schwester Inge in der Nähe ihrer Großmutter auf. Die Großmutter war religiös und befolgte nach Erinnerung der Enkeltochter die Speisegesetze. Nachdem der Vater Moritz Calmon Anfang der 30er Jahre eine Tätigkeit als Tee- und Kaffeeverkäufer im KaDeWe angenommen hatte, zog die Familie nach Berlin. Die Mutter Else war Hausfrau. 1934 wurde der Vater entlassen, weil er jüdisch war. Daraufhin begann die Mutter, Tee, Kaffee und zu Hause Gebackenes zu verkaufen.

Ruth hörte von einer Klassenkameradin, dass es die Möglichkeit gab, als Kind nach Amerika auszuwandern. Ruth wollte ebenfalls Deutschland verlassen und konnte schließlich ihre Familie davon überzeugen, wie ihre Klassenkameradin nach Amerika auszuwandern. Schließlich verließ sie Berlin am 13. Oktober 1936 und kam zu einer Pflegefamilie nach Cleveland/ Ohio. 1939 zog Ruth mit ihrer Pflegefamilie nach Los Angeles. Sie absolvierte die High school und arbeitete im Anschluss daran in einem Büro. Der 1946 geschlossenen Ehe entstammen drei Kinder. 1971 ließ sie sich scheiden. Sie lebt heute mit ihrem zweiten Mann in Laguna Woods, in der  Nähe von Los Angeles.

Der Familie von Ruth – den Eltern und der Schwester Inge – gelang 1938 die Emigration nach Argentinien. Im Jahre 1959 sah Ruth zum ersten Mal ihre Mutter wieder, sie erinnert sich: „Meine Tochter Ellen war 13 Jahre alt, sie sieht aus wie ich, aber hübscher. Wir waren alle am Flugplatz, als meine Eltern angekommen sind, und meine Mutter kam gleich auf meine Tochter zu und sagte: ‚Ruth, Ruth’. Sie hatte vergessen, dass ich nicht mehr 13 Jahre alt war.“

geboren am 6. November 1925. Sie verließ Berlin mit der Kinder-Alija im März 1939 im Alter von 13 Jahren

Hanna wuchs im Berliner Scheunenviertel auf. Der Vater Paul Rosshändler war Handelsreisender für eine Wäschefirma, die Mutter Manja war Hausfrau. Die Mutter war religiös und führte einen koscheren Haushalt. Nachdem der Vater aus seiner Position entlassen worden war, arbeitete er auf dem Bau, um sich auf Palästina vorzubereiten. Hanna hatte einen Bruder Leo, der 1930 geboren wurde. Die Familie Rosshändler war zionistisch und wollte deshalb nach Palästina auswandern, doch es fehlte schlicht das Geld.

Hanna war im Makkabi Hazair, bei den jüdischen Pfadfindern, aktiv und erfuhr dort von der Möglichkeit, schon im Alter von 13 Jahren mit der Kinder-Alija nach Palästina gehen zu können. Sie bewarb sich, und nach zwei Wochen Vorbereitung in Rüdnitz konnte sie Berlin am 27. März 1939 verlassen. Sie kam in ein Internat nach Nord Talpiot in der Nähe von Jerusalem. Kurz nach ihrer Ankunft in Palästina änderte Hanna – nicht zuletzt unter dem Druck der damaligen Leiter in Nord Talpiot – ihren Namen. Sie nannte sich Chaviva. Nach zwei Jahren in Nord Talpiot kam sie in den Kibbuz En Gev. Danach absolvierte Chaviva eine Ausbildung zur Krankenschwester. Sie war eine der Mitbegründerinnen des Kibbuz Maagan Michael. 1964 ging sie in die Schweiz. Heute lebt sie mit ihrem Mann Otto Friedmann in Zürich.

Ihr Vater, Paul Rosshändler, war im Oktober 1938 an die polnische Grenze abgeschoben worden und nach Krakau zu seiner Familie gegangen. Im Juni 1939 folgte ihm die Mutter nach Krakau. Da sie sehr erschöpft war, wurde beschlossen, dass sie und der Sohn Leo bei Verwandten unterkommen sollten. Nachdem die Deutschen in Polen einmarschiert waren, wurde es schwierig, vom deutsch-besetzten Polen in die Gebiete zu gelangen, die die Sowjetunion besetzt hatte. Deshalb haben sich die Eltern nie mehr wieder gesehen. Ihre Mutter und ihr Bruder Leo wurden erschossen, der Vater wahrscheinlich im Krakauer Ghetto ermordet.

Für Tausende jüdische Kinder war es unmöglich, Deutschland zu verlassen; sie und ihre Familien wurden von den Nazis ermordet.

4.279 jüdischen Mädchen und Jungen wurden zwischen 1923 und 1941 in Berlin geboren.
Sie wurden die in den Jahren 1941 bis 1945 ermordet.
Eine von ihnen war Rose Marie Noah.

Rose Marie Noah

geboren am 12. Mai 1924 in Berlin. Sie wurde im November 1942 im Alter von 18 Jahren nach Auschwitz deportiert.

Die Eltern von Rose Marie waren geschieden. Rose Marie Noah lebte bei ihren Großeltern in Berlin in der Wittelsbacherstraße. Dem Vater gelang es, in die USA zu emigrieren, die Mutter konnte im April 1939 nach Großbritannien flüchten. Rose Marie Noah hoffte, nach England auszuwandern, doch weder hatte die 14-jährige Geld für die Auswanderung, noch konnte sie einen Bürgen finden, niemand half ihr dabei.
Rose Marie Noah führte von September 1938 bis August 1939 einen regen Briefwechsel mit ihrer Freundin Anna Marie Asch, die 1938 nach England auswandern konnte. Der Briefwechsel hörte mit Beginn des Zweiten Weltkrieges auf, da es ab September 1939 nur noch eingeschränkten Postverkehr mit England gab. Im Jahre 1941 starb der Großvater von Rose Marie Noah. Die Großmutter wurde am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt verschleppt und starb fünf Wochen nach ihrer Ankunft. Rose Marie Noah wurde am 29. November 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

geboren am 12. Mai 1924 in Berlin. Sie wurde im November 1942 im Alter von 18 Jahren nach Auschwitz deportiert.

Die Eltern von Rose Marie waren geschieden. Rose Marie Noah lebte bei ihren Großeltern in Berlin in der Wittelsbacherstraße. Dem Vater gelang es, in die USA zu emigrieren, die Mutter konnte im April 1939 nach Großbritannien flüchten. Rose Marie Noah hoffte, nach England auszuwandern, doch weder hatte die 14-jährige Geld für die Auswanderung, noch konnte sie einen Bürgen finden, niemand half ihr dabei.
Rose Marie Noah führte von September 1938 bis August 1939 einen regen Briefwechsel mit ihrer Freundin Anna Marie Asch, die 1938 nach England auswandern konnte. Der Briefwechsel hörte mit Beginn des Zweiten Weltkrieges auf, da es ab September 1939 nur noch eingeschränkten Postverkehr mit England gab. Im Jahre 1941 starb der Großvater von Rose Marie Noah. Die Großmutter wurde am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt verschleppt und starb fünf Wochen nach ihrer Ankunft. Rose Marie Noah wurde am 29. November 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Good to know.

Weiterführende Informationen

Eine Ausstellung in Kooperation mit

Gefördert durch

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Auswärtiges Amt
Auswärtiges Amt
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