»GuteGeschäfte«
Kunsthandel in Berlin 1933-1945
10.04.2011 – 31.07.2011
Eine Ausstellung des Aktiven Museum
Christine Fischer-Defoy
Gute Geschäfte
Unter dem Titel »Gute Geschäfte« zeigte das Aktive Museum vom 10. April bis zum 31. Juli 2011 gemeinsam mit der Stiftung Neue Synagoge Berlin in den historischen Räumen der Neuen Synagoge eine Ausstellung über den Kunsthandel im nationalsozialistischen Berlin.
Mehr als sechzig Jahre nach dem Ende der NS-Herrschaft ist eine Darstellung des Kunsthandels in Berlin in dieser Zeit noch immer ein Desiderat der Forschung. In der »Reichshauptstadt« Berlin, in den 1920er Jahren eine der Metropolen des internationalen Kunsthandels, wurden die Maßnahmen der nationalsozialistischen Kunst- und Kunsthandelspolitik ab 1933 unmittelbar wirksam.
Anhand der Geschichte von vierzehn Berliner Kunsthandlungen zeigt die Ausstellung beispielhaft, wie die Politik jener Jahre auf eine bis dahin weitgehend unabhängige Branche Einfluss nahm. Neben einigen prominenten Häusern, die den Kunsthandel im Berlin der 1920er Jahre maßgeblich geprägt haben, werden auch kleine, bisher weitgehend unbekannte Galerien dokumentiert.
Christine Fischer-Defoy
Gute Geschäfte
Viele Berliner Kunsthändler wurden Opfer der antisemitischen Verfolgung. Sie mussten ihr Geschäft aufgeben, und nicht allen gelang es, rechtzeitig zu emigrieren. Andere waren als Profiteure bei der Liquidation der Geschäfte ihrer verfemten Kollegen oder als Hehler beschlagnahmter und geraubter Kunst aktiv beteiligt. Hinzu kam ab 1937 der Handel mit den in deutschen Museen als »entartet« beschlagnahmten Werken der Moderne. Der freihändige Verkauf gegen Devisen ins Ausland verlief hauptsächlich über vier Kunsthändler. Drei von ihnen waren in Berlin tätig.
Zwischen 1933 und 1945 fand auf dem Berliner Kunstmarkt ein Verdrängungsprozess statt: während zahlreiche Kunsthandlungen schließen mussten, wuchs die Bedeutung von Auktionshäusern, die private Kunstsammlungen oder ganze Wohnungseinrichtungen von meist jüdischen Berlinern versteigerten. Bis zuletzt profitierte der Berliner Kunsthandel darüber hinaus vom Handel mit Beutekunst aus den im Krieg eroberten Gebieten.
»Gute Geschäfte«.
Kunsthandel in Berlin 1933-1945
Führungen
11:00 a.m. – 12:30 a.m.
Open Ye the Gates!
The New Synagogue Berlin in Oranienburger Street was opened in 1866 and used to be one of the best-known places of Jewish worship in Germany. It was not only a newly erected and magnificent building, but also a place for new rituals: an organ, a mixed choir, a prayer book in German, and the first female Rabbi in the world (who was ordained in 1935). Today, one of the remaining rooms is used as a synagogue, and once again its congregation is introducing innovations. We will visit the contemporary synagogue as well as the permanent exhibition and explore themes of tradition and modernity. And we will talk about themes such as hope, uncertainty, destruction, Jewish self-determination.
Meeting point: 11:00 a.m. at the cash desk in the museum.
Please note that the security control must be passed beforehand.
Durartion: 90 minutes
Please register in advance: info@centrumjudaicum.de
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12:30-14:00 Uhr
Tuet auf die Pforten –
eine Überblicksführung durch das Haus mit der goldenen Kuppel und unsere Dauerausstellung.
Gemeinsam werden wir das Haus mit seinen noch erhaltenen Teilen und den Spuren der Zerstörung, die heute im Haus genutzte Synagoge und unsere Dauerausstellung erkunden. Viele Geschichten, die sich in der Oranienburger Straße zugetragen haben und die von geöffneten Pforten mit hebräischen Buchstaben und Ruinen, von Hochzeiten und mutigen Polizisten, Propheten und Rabbinerinnen, von Hoffnung und Zerstörung handeln, begleiten unseren Weg. Immer geht es dabei um Ambivalenzen, Perspektivwechsel, Selbst- und Fremdbestimmung – und häufig auch um Sprache, ihre religiöse Bedeutung und ihren alltäglichen Gebrauch.
Dauer: 90 Minuten
Treffpunkt: 12:30 Uhr im Eingangsbereich des Museums.
Bitte planen Sie Zeit für die Sicherheitskontrolle ein.
Anmeldung unter: info@centrumjudaicum.de
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14:15 – 16:15 Uhr
Stadtspaziergang:
Bunt, engagiert und gefährdet: jüdisches Leben in der Spandauer Vorstadt und im Scheunenviertel zwischen den Weltkriegen
Keine Klischees, keine Romantik: Mit diesem Stadtspaziergang tauchen wir ein in das jüdische Berlin der 1920er Jahre. Im Scheunenviertel und der Spandauer Vorstadt spüren wir den Orten nach, an denen alteingesessene deutsche Juden auf die neuen jüdischen Zuwanderer aus Osteuropa trafen, die in Folge von Krieg, Hunger und Vertreibung in Berlin eine neue Heimat suchten. Wir entdecken das bunte Mosaik aus Theatern, Geschäften, Schulen, Vereinen und Synagogen in denen sich das Leben dieser Menschen abspielte. Wir erfahren über das Scheunenviertelpogrom 1923 und die wehrhafte Selbstverteidigung jüdischer Kriegsveteranen. Und wir lernen Persönlichkeiten wie die Dichterin Mascha Kaleko oder den Sozialarbeiter Siegfried Lehmann kennen, die zu Protagonisten dieser lebendigen jüdischen Kultur gehörten.
Dauer: 120 Minuten
Treffpunkt: Vor unserem Haus in der Oranienburger Str. 28-30 10117 Berlin
Anmeldung erforderlich unter: info@centrumjudaicum.de
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16:00-17:30 Uhr
Mischpoke-Tour. Familienführung durch das Haus und unsere Dauerausstellung.
Auch in unserer Familienführung sind alle Teilnehmer*innen eingeladen, der Pessachtradition zu folgen und Fragen zu stellen. Wir zeigen Ihnen die vielfältigen Aspekte dieses Ortes: jüdisches Leben in Berlin seit 1866, die heute im Gebäude befindliche Synagoge, religiöse Traditionen, Bräuche und Diskussionen. Und auch für die Kleinsten gibt es Interessantes zu entdecken: eine Tora-Rolle, Zedaka-Büchsen und Mesusot an den Türpfosten.
Dauer: 90 Minuten
Treffpunkt: 16:00 Uhr im Eingangsbereich des Museums.
Bitte planen Sie Zeit für die Sicherheitskontrolle ein.
Anmeldung unter: info@centrumjudaicum.de
Heinz Koppel Biographie
1919
Heinz Koppel wird am 29. Januar 1919 als zweiter Sohn von Joachim und Paula Koppel geb. Jalowicz in Berlin geboren.
1929-1933
Heinz besucht das Friedrichs-Werdersche Gymnasium in der Bochumer Straße und erhält privaten Unterricht bei den russischen Malern Grigorij Oscheroff (1893-1947) und Vadim Dimitrieev Falileev (1879-1930).
1930
Scheidung der Eltern. Heinz und sein älterer Bruder Kurt leben bei der Mutter.
1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrieren der Vater, Joachim Koppel und seine zweite Frau Cilly, nach Prag. Heinz und sein Bruder folgen im November 1933 ebenso wie ihre Mutter Paula, die allerdings durch fortschreitende Arthritis auf fremde Hilfe angewiesen ist.
1933-1937
In Prag bereitet sich Heinz Koppel auf die Aufnahme an der Hochschule der Künste vor und nimmt Privatstunden bei Friedrich Feigl (1884-1965), der Berlin ebenfalls kurz zuvor verlassen musste.
1936-37
In London besucht Heinz die Contemporary School for Painting and Drawing von Martin Bloch (1883–1954), der ebenfalls aus Berlin stammt. Die deutsche Botschaft in London entzieht ihm 1937 die deutsche Staatsangehörigkeit. Mit britischen Reisedokumenten für „Staatenlose“ kehren er und sein Bruder über Frankreich,
die Schweiz und Österreich nach Prag zurück.
1938-1939
In London besucht Heinz Koppel erneut die Malklassen von Martin Bloch. Spätestens seit Kriegsbeginn kann er seine kranke Mutter in Prag nicht mehr besuchen. Da Joachim Koppel in Wien Pässe von Costa Rica erworben hat, gilt die Familie in England nicht als „enemy aliens“ (feindliche Ausländer).
1941-1943
Seit Juni 1941 arbeitet er als Kunstlehrer an der Burslem School of Art in Stoke-on-Trent. 1942 Ausstellung in der Modern Art Gallery in London neben Kurt Schwitters. Bei einem deutschen Luftangriff auf London werden 1943 sein Atelier und viele seiner Werke zerstört.
1942
Am 16. Juli 1942 wird die Mutter, Paula Koppel, von Prag nach Theresienstadt deportiert und am 22. Oktober 1942 in Treblinka, Polen ermordet.
1944-1946
Heinz Koppel zieht nach Südwales. In Pontypridd trifft er die Malerin Esther Grainger (1912-1990), später zieht er nach Dowlais und lehrt am Merthyr Tydfil Educational Settlement. 1945 Ausstellung in der Ben Uri Gallery in London.
1946
Am 25. Juli 1946 stirbt Joachim Koppel, der Vater des Künstlers, in London.
1947
Ausstellung des Welsh Arts Council in Cardiff mit Werken von Heinz Koppel und seinen Schülern
1948
Durch den Maler Cedric Morris (1889-1982) lernt Heinz Koppel Renate Fischl kennen, eine Schülerin von Cedric Morris in der Benton End Painting School; kurz darauf heirateten sie.
1949-1951
Im Februar 1949 erste große Ausstellung in der Kingly Gallery in London mit insgesamt 63 Bildern – Gemälden und Graphiken, im November 1951 Ausstellung in der Glynn Vivian Gallery in Swansea.
1950
Geburt von Hanno Koppel.
1952
Geburt von Ruth Koppel.
Ausstellung des Art Centres Dowlais mit Gemälden von Heinz Koppel und seinen Schülern im National Museum of Wales in Cardiff. Eine weitere Ausstellung in der Whitechapel Gallery in London.
1955
Geburt von Siân Melanie Koppel.
Im Sommer in Argentona, nahe Barcelona, Spanien.
1956
Umzug der Familie nach Highgate im Norden Londons.
Mitbegründer der Künstlergruppe „56 Group Wales“.
1958
Geburt von Sarah Esther Koppel. Das Kind kommt ein Jahr später auf tragische Weise ums Leben.
1958
Erste von drei Einzelausstellungen in der Beaux Arts Gallery in London
mit 53 ausgestellten Werken – einschließlich 24 Zeichnungen.
1960
Geburt von Gideon Koppel.
Heinz und sein Bruder Kurt fahren zum ersten Mal seit 1933 nach Berlin. Zweite Ausstellung in der Beaux Arts Gallery in London, Ausstellung in der Ben Uri Art Society.
1960-1962
Lehrer am Hornsey College of Art, außerdem bis 1963 Dozent an der Camberwell School of Arts and Crafts in London.
1963
Geburt von Jessica Koppel.
Letzte Ausstellung in der Beaux Arts Gallery in London.
1964-1974
Lehrer für Malerei am Liverpool College of Art .
1968
Besuch bei seiner Cousine Marie Simon geb. Jalowicz und ihrer Familie in Ost-Berlin.
1969
erwirbt die Familie die Farm Llety Caws in Cwmerfyn nahe Aberystwyth, Wales, und zieht 1974 vollständig dorthin.
1974-1978
Heinz Koppel arbeitet fast ausschließlich in Llety Caws an abstrakten, drei-dimensionalen Werken und plant ein monumentales Buchprojekt, Picture Book, das sehr von der Beschäftigung des Künstlers mit der Psychoanalyse geprägt ist. Es wird zusammen mit dem Welsh Arts Council realisiert und erscheint nach Koppels letzter Ausstellung 1978 in der Oriel Gallery in Cardiff.
Am 1. Dezember 1980 stirbt Heinz Koppel 61jährig in Llety Caws.
Weiterführende Informationen
- Pressemitteilung
- Begleitveranstaltungen
- Begleitpublikation
- Vernissage
Eine Ausstellung in Kooperation mit
Bild 1: Ausstellungscover (c) Centrum Judaicum
Bild 2: Heinz Koppel_Blick in die Ausstellung(c) CJ_Anna Fischer
Bild 3: Heinz Koppel_Blick in die Ausstellung(c) CJ_Anna Fischer
Bild 4: Heinz Koppel_Introtafel _Blick in die Ausstellung(c) CJ_Anna Fischer
Galerie: Heinz Koppel _ Blicke in die Ausstellung(c) CJ_Anna Fischer