Kurt Jacobowitz Jasen Eine deutsch-amerikanische Lebensgeschichte

kuratiert von Dr. Chana Schütz

Dr. Chana Schütz

Kurt Jacobowitz Jansen

D-Day: vor 70 Jahren, am 6. Juni 1944, landen die westlichen Alliierten in der Normandie. Mit dabei – am D-Day plus One – ist Kurt Jasen aus New York. Früher hieß er Dr. Kurt Jacobowitz und lebte mit seinen Eltern – sein Vater, Georg Jacobowitz, war ein erfolgreicher Bauunternehmer – und seinen drei Geschwistern in Berlin. Als Flüchtling und seit kurzem amerikanischer Staatsbürger leistet er seinen persönlichen Beitrag, Hitler-Deutschland zu zerschlagen.

Zusammen mit anderen Emigranten – darunter vielen deutschen Juden – gehört Kurt Jasen zu den sogenannten Ritchie Boys, die im Military Intelligence Training Center Camp Ritchie in Maryland für den Einsatz auf dem europäischen Kriegsschauplatz vorbereitet werden. Kurt Jasen wie auch der spätere Historiker Guy Stern werden einem IPW Team ( interrogators of prisoners of war) zugeordnet, die in den befreiten Zonen Frankreichs und Belgiens deutsche Kriegsgefangene, Deserteure und „belastete“ Zivilisten verhören. Die dabei gewonnenen strategischen Informationen haben ganz wesentlich zum Sieg der Alliierten beigetragen.

Dr. Chana Schütz

Kurt Jacobowitz Jansen

Nach der endgültigen Befreiung vom Nazi-Regime im Mai 1945 kehrt Kurt Jasen in seine Geburtsstadt Berlin zurück. Als Offizier der amerikanischen Militärregierung ist es seine Aufgabe den Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt zu koordinieren. Doch Berlin ist nicht mehr Heimat sondern nur eine Durchgangsstation. Nach dem Besuch der Gräber seiner Großeltern in Weißensee vor Jom Kippur kehrt Kurt Jasen im Herbst 1945 nach New York zurück und heiratet die Tochter von Freunden seiner Eltern aus Berlin.

2013 schenkte Familie Jasen aus Forest Hills, New York der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum Kurt Jasens Offiziers-Uniform und eine Sammlung von Gebetbüchern aus den Familien Jacobowitz und Tietz: Es sind nicht nur Zeugnisse für eine deutsch-amerikanische Lebensgeschichte sondern sie erzählen gleichermaßen von der Transformation deutsch-jüdischer Traditionen in die Neue Welt.

Guy Stern,

später ein bekannter Literaturprofessor und lebenslanger Freund von Kurt Jasen, erinnert sich, dass die Verhöre am erfolgreichsten waren, wenn sie die deutschen Soldaten kurz nach ihrer Festnahme mit einem „russischen Offizier“ konfrontierten. Jeder deutsche Soldat hatte Angst in die Hände der Sowjetarmee zu fallen. Guy Stern verkleidete sich als „Kommissar Krukow“ schrie in gebrochenem Deutsch auf den Gefangenen ein. Dann erschien der „gute Amerikaner“, der bereit war den eingeschüchterten Wehrmachtsoffizier aus den Fängen der Sowjets zu befreien, natürlich nur im Austausch für nützliche Informationen.

Dr. Chana Schütz

Kurt Jacobowitz Jansen

Die Familie Georg Jacobowitz in Berlin

Kurt Jacobowitz war der zweitälteste Sohn von Georg und Liesbeth Jacobowitz. Die Familie, zu der noch die Kinder Fred und Ilse gehörten, wohnte in der Fontanestraße 10/ Ecke Dianastraße in Berlin-Grunewald.

Georg Jacobowitz war ein erfolgreicher Bauunternehmer, seit 1902 befand sich sein Geschäft in der Joachimsthaler Straße 9 in Berlin Charlottenburg. Sein Unternehmen errichtete Mietshäuser und Geschäftsbauten aber auch Siedlungsbauten, wie den von Stadtbaurat Martin Wagner entworfenen Lindenhof in Schöneberg, einen der bedeutendsten Bauvorhaben Berlins in den 1920er Jahren. Auch mehrere Entwürfe des Architekten Hans Scharoun realisierte Georg Jacobowitz. 1927, anlässlich des 25jährigen Geschäftsjubiläums übertrug Georg Jacobowitz das Baugeschäft auf seinen ältesten Sohn Hans.

Kurt Jacobowitz studierte seit 1929 Jura in der Schweiz und promovierte 1935 zum Dr.jur. an der Universität Basel, danach begann er sein Medizinstudium, musste aber die Schweiz 1937 verlassen.

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