Kurt Jacobowitz Jasen Eine deutsch-amerikanische Lebensgeschichte
- 07.09.2014 - 26.04.2015
Dr. Chana Schütz
Kurt Jacobowitz Jansen
D-Day: vor 70 Jahren, am 6. Juni 1944, landen die westlichen Alliierten in der Normandie. Mit dabei – am D-Day plus One – ist Kurt Jasen aus New York. Früher hieß er Dr. Kurt Jacobowitz und lebte mit seinen Eltern – sein Vater, Georg Jacobowitz, war ein erfolgreicher Bauunternehmer – und seinen drei Geschwistern in Berlin. Als Flüchtling und seit kurzem amerikanischer Staatsbürger leistet er seinen persönlichen Beitrag, Hitler-Deutschland zu zerschlagen.
Zusammen mit anderen Emigranten – darunter vielen deutschen Juden – gehört Kurt Jasen zu den sogenannten Ritchie Boys, die im Military Intelligence Training Center Camp Ritchie in Maryland für den Einsatz auf dem europäischen Kriegsschauplatz vorbereitet werden. Kurt Jasen wie auch der spätere Historiker Guy Stern werden einem IPW Team ( interrogators of prisoners of war) zugeordnet, die in den befreiten Zonen Frankreichs und Belgiens deutsche Kriegsgefangene, Deserteure und „belastete“ Zivilisten verhören. Die dabei gewonnenen strategischen Informationen haben ganz wesentlich zum Sieg der Alliierten beigetragen.
Dr. Chana Schütz
Kurt Jacobowitz Jansen
Nach der endgültigen Befreiung vom Nazi-Regime im Mai 1945 kehrt Kurt Jasen in seine Geburtsstadt Berlin zurück. Als Offizier der amerikanischen Militärregierung ist es seine Aufgabe den Wiederaufbau der stark zerstörten Stadt zu koordinieren. Doch Berlin ist nicht mehr Heimat sondern nur eine Durchgangsstation. Nach dem Besuch der Gräber seiner Großeltern in Weißensee vor Jom Kippur kehrt Kurt Jasen im Herbst 1945 nach New York zurück und heiratet die Tochter von Freunden seiner Eltern aus Berlin.
2013 schenkte Familie Jasen aus Forest Hills, New York der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum Kurt Jasens Offiziers-Uniform und eine Sammlung von Gebetbüchern aus den Familien Jacobowitz und Tietz: Es sind nicht nur Zeugnisse für eine deutsch-amerikanische Lebensgeschichte sondern sie erzählen gleichermaßen von der Transformation deutsch-jüdischer Traditionen in die Neue Welt.
Guy Stern,
später ein bekannter Literaturprofessor und lebenslanger Freund von Kurt Jasen, erinnert sich, dass die Verhöre am erfolgreichsten waren, wenn sie die deutschen Soldaten kurz nach ihrer Festnahme mit einem „russischen Offizier“ konfrontierten. Jeder deutsche Soldat hatte Angst in die Hände der Sowjetarmee zu fallen. Guy Stern verkleidete sich als „Kommissar Krukow“ schrie in gebrochenem Deutsch auf den Gefangenen ein. Dann erschien der „gute Amerikaner“, der bereit war den eingeschüchterten Wehrmachtsoffizier aus den Fängen der Sowjets zu befreien, natürlich nur im Austausch für nützliche Informationen.
Dr. Chana Schütz
Kurt Jacobowitz Jansen
Die Familie Georg Jacobowitz in Berlin
Kurt Jacobowitz war der zweitälteste Sohn von Georg und Liesbeth Jacobowitz. Die Familie, zu der noch die Kinder Fred und Ilse gehörten, wohnte in der Fontanestraße 10/ Ecke Dianastraße in Berlin-Grunewald.
Georg Jacobowitz war ein erfolgreicher Bauunternehmer, seit 1902 befand sich sein Geschäft in der Joachimsthaler Straße 9 in Berlin Charlottenburg. Sein Unternehmen errichtete Mietshäuser und Geschäftsbauten aber auch Siedlungsbauten, wie den von Stadtbaurat Martin Wagner entworfenen Lindenhof in Schöneberg, einen der bedeutendsten Bauvorhaben Berlins in den 1920er Jahren. Auch mehrere Entwürfe des Architekten Hans Scharoun realisierte Georg Jacobowitz. 1927, anlässlich des 25jährigen Geschäftsjubiläums übertrug Georg Jacobowitz das Baugeschäft auf seinen ältesten Sohn Hans.
Kurt Jacobowitz studierte seit 1929 Jura in der Schweiz und promovierte 1935 zum Dr.jur. an der Universität Basel, danach begann er sein Medizinstudium, musste aber die Schweiz 1937 verlassen.
Gefördert durch
Bild 1: Porträt Kurt Jacobowitz Jansen (c) privat
Bild 2: Blick in die Ausstellung (c) CJ Anna Fischer
Bild 3: Blick in die Ausstellung (c) CJ Anna Fischer
Eine Ausstellung der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
In Kooperation mit den Jüdischen Kulturtagen Berlin und dem
Handelsverband Berlin-Brandenburg
Projektleitung
Chana Schütz
Hermann Simon
Kuratorin
Chana Schütz
Ausstellungsgestaltung
Tina Raccah
Amelie Thierfelder
Projektkoordination und Bildredaktion
Anna Fischer
Öffentlichkeitsarbeit
Katrin Edeling
Wiebke Trebbin
Ausstellungstechnik und Beleuchtung
Karl Vollprecht
Heiko König
Mitarbeit und Recherche
Stephan Kummer
Emilia Rother
Julia Arndt
Antonia Haase
Übersetzungen ins Englische
Belinda Cooper
Aufbau, Ausstellungsbauten und Drucke
Form art, Berlin
Textilrestauratorin
Waltraud Berner-Laschinski
Unser besonderer Dank gilt
der Familie Jasen, Forest Hills, USA.
Dank den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum
sowie der Axel-Springer-Stiftung, Nils Busch Petersen / Handelsverband Berlin-Brandenburg e.V.
Aubrey Pomerance, Stefanie Haupt / Stiftung Jüdisches Museum Berlin, Ralf Dose, Berlin
Gehard Bauer, Steffen Jungmann, Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden
Florian Weiss, AlliiertenMuseum Berlin, Magdalene Frewer-Sauvigny / IMKZ / Universitätsbibliothek TU Cottbus
Soweit nicht anders gekennzeichnet liegen die Rechte für die
historischen Fotografi en der Bauten bei der Technischen
Universität Cottbus. Die Rechte für die Fotografien der Bauten
von 2014 liegen bei der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Foto Anna Fischer